Poetin    Maria    Schiffner

Zeitkritisches

 

 

 

 


 

            Der Zecher

   Oh, die Armut ist böse! Ich liebe
                         den goldenen Pokal.

   Der, schäumend gefüllt, sich dem Zecher
                         zum Trunke empfahl;

   Ich hob ihn zum Munde,
                         geniessend den köstlichen Wein;

   Das Leben Kredenzte
                         und schänkte aufs neue mir ein.


   Doch den Parzen am Rocken
                         mit grausigen Spnnengesicht

   Behagen die lustigen Zecher
                         und Spielleuten nicht;

   Sie mischten mir Essig und Galle,
                         Sie woben ein fahles Gewand,

   Sie schoben den schlotternden Beutel
                         und Stecken in meine Hand.


   Und sie hiessen mich gehen,
                         sie liessen nicht Zehrung noch Kleid,

   Beraubt der Gefährten, der Sorge,
                         dem Hunger geweiht,

   Zur Wüste mit Steinen und alles
                         vergrabendem Sand

   Hat mich ein höhnender Teufel geführt
                         und hinunter gesandt.


   Doch ich hab sie bezwungen,
                         und siehe, am Ende der Welt

   Steht wieder errichtet ein neues,
                         ein prächtiges Zelt;

   Umflochten mit Rosen karfunkelt
                         der herrlichste Wein

   Und ladet zu frohem Gelage
                         in festlichem Feierkleid ein.


   Oh, ich lache der Parzen,
                         zerfetze ihr graues Gespinn,

   Gesiebt und gewogen, es siegte
                         mein fröhlicher Sinn;

   Viel liebe Gefährten sind neu
                         mir zur Seite gesellt;

   Ich lebe!! Ein herrlicher Zecher
                         in dieser zerschundenen Welt!
   


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