Die Steckenpferde
Eine grosse, buntgescheckte Herde
Trabt durch diese Welt: Die Steckenpferde!
Kannst dir dieses oder jenes zähmen,
Niemand wirds besonders übel nehmen.
Fussball spielen, Rad- und Autorennen,
Lexikone vor- und rückwärts kennen,
Alte Münzen sammeln oder Marken,
Seine Gartenwege täglich dreimal harken,
Autogramme fischen, Locken drehen,
Sich lackieren Haare, Mund und Zehen,
Turnen, tanzen, singen, modellieren,
Einen jungen Dackel "Gassi" führen,
Gute Sachen essen, die ihm munden,
Bis der Bauch uns sonstiges sich runden,
Schwärmen also für die vollen Teller,
Auch für Biere, Sekt und Muskateller,
Seinen Corpus spindeldünn kasteien,
Oder sechsmal nacheinander freien,
Für harmonisch halten allerlei Gewinsel,
Wie Picasso führen Zeichenstift und Pinsel,
Geigen und Klaviere malträtieren,
Reden über Weltraumschiffahrt führen;
Andre halten, tierisch ernst, Debatten
Darüber, was sie möchten, könnten, würden, hatten,
Oder suchen gar fürs Volk den Kleister
Leider fand darin sich noch kein Meister;
Lotto spielt man oder tippt auch Toto,
Ferner liebt man Kino sehr und Foto,
Windersport alleine und mit andern,
Ja zuweilen schwärmt man noch fürs Wandern;
Sterne kann man gucken, Schwerter schlucken,
Kunstegerecht nach einem Ziele spucken;
Kurz, hier ist die Umwelt niemals kleinlich,
Alle diese Dinge sind nicht peinlich.
Eines aber lasse besser bleiben,
Lass es, rat ich dir: Gedicht schreiben!
Besten Falles darfst du im Geheimen
Ab und zu ein kleines Sprüchlein reimen;
Aber wehe, wenn sie es entdecken!
Köpfe werden sie zusammenstecken,
Heimlich grinsen oder schallend lachen
Und die allerdümmsten Witze machen;
Keiner wird für ernst dich fürder nehmen,
Muss dich leltztlich vor dier selber schämen.
Hört also der Gebrannten Predigt:
Wer Gedichte schreibt, der ist erledigt!!!