Das Orangen - Bäumchen
Im Hintergrund Ruinen, wie überall im Land,
Die dunkelgrünen Blätter der Sonne zugewandt,
Blickst du als junger Fremdling in mein Zimmer,
Und über dich ist Sonnengoldgeflimmer
gebreitet, glitzernd um der Blätter Rand.
Aus fremden Sonnenlande - du bleibst ihm ewig fern -
Kamst du zu uns nach Norden. Der Apfelsinenkern,
Den ich ihm Spiel in feuchte Erde legte
Und dessen Keim ich sorgsam goss und hegte,
Er wuchs, und jeder sieht dich, junges Bäumchen, gern.
Wohl Dir! Du hast noch niemals der Heimat Glück gekannt,
Dir schein die Sonne licht in diesem fremden Land.
Du weisst nichts von den herrlichen Orangenbäumen,
Die Tal und Hang in Spaniens Süden säumen -
Zufrieden blickst du über deines Topfes Rand.
Weh mir! Ich hab der Heimat unsäglich Glück gekannt;
Der Baum ward ausgerissen, verpflanzt in fernes Land;
Nun soll er in der Fremde Wurzeln schlagen
Und seinen Zweck erfülln und Früchte tragen.
Oh, hätt ich doch wie du die Heimat nie gekannt!
Weiss Gott, ob wir nicht beide verkümmern und vergehn;
Vielleicht lässt uns das Schicksal noch bessre Tage sehn;
Du lehrst mich immerhin, den Kampf zu wagen,
Gelassner die Last der Zeit zu tragen;
Vielleicht geschiehts, dass wir doch voller Früchte stehn.