Poetin    Maria    Schiffner

Zeitkritisches





 

      Mai

   Zu lang schon trieb sein rauhes Spiel
   Der tolle Bursche, der April,
   Mit Stürmen und Gewetter;
   Jetzt wird der Garaus ihm gemacht
   Aus seiner letzten, dunkeln Nacht
   Steigt goldbekränzt sein Vetter.
   
   Dem flattert grüner Mantelsaum
   Auf Wiesengründe, Strauch und Baum,
   Streut Glöckchen aus und Sterne;
   Der Apfelbüsche Festgewand
   Sät Blütenflocken übers Land
   Und leuchtet nah und ferne.
   
   Ein alter Strauch, sonst schlicht und grau
   Gleicht Nachbars hübscher, junger Frau
   In lila Spitzenschleier;
   Am Birnbaum hängt ein Starenhaus,
   Dort hält ein Pärchen Hochzeitsschmaus
   Mit viel Konzert zur Feier.

   Die Kinder tanzen Ringelreihn;
   Am Abend wandelt dann zu zwein
   Was leicht noch trägt an Jahren;
   Der Alte schmunzelt in den Krug;
   Gottlob, des Weines ist genug,
   Ich muss noch lang nicht sparen.  

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