Ererbtes Linnen
Ererbtes Linnen liegt auf meinem Tisch;
Grossmutter hat es selber einst gesponnen;
Jetzt sind zwei Menschenalter hingeronnen,
Das Leinen aber ist noch gut und frisch.
Bei Kienspanlicht in langer Winternacht
Hat sie den Flachs gedreht, das Rad getreten;
Ich muss für sie ein Vaterunser beten,
Damit sie weiss, noch wird an sie gedacht.
Sie spann wohl manches Stück beim Rockengang
In jungen Jahren unter Lust und Scherzen,
Vielleicht schon brannten selbstgegossne Kerzen
An solchem Abend, und ein Lied erklang.
Vergessen ist das Lied, die Sängerinnen - tot,
Das Linnen aber liegt noch ganz im Spinde,
Vererbt sich fort vom Kind zum Enkelkinde
Und strahlt in frischen Farben, weiss und rot.