Poetin    Maria    Schiffner

Zeitkritisches

 




 

     
     Licht!

   Und wenn wir noch so gute Verse fänden
   Für dieses oder jedes Preisgedicht,
   Es wäre nur, als wenn aus kleinen Bränden
   Ein Funke stiege in der Sonne Licht;
   Nur Splitterwerk und nie das Volle, Ganze;
   Arm bleiben Worte auch im schönsten Klang,
   Ein Blättchen bestenfalls aus reichem Kranze,
   Akkord vielleicht aus einem grossen Sang.

   Die Blume kann das Unnennbare künden
   Indem sie einfach ihren Kelch erschliesst,
   Auch Lerchenjubel über blauen Gründen,
   Der jauchzend aus der Vogelkehle fliesst.

   Wir sind dem Göttlichen nicht nah geblieben,
   Wir haben viel und immer mehr gelernt,
   Wir hetzen andre, werden selbst getrieben
   Und scheinen endlos weit vom Heil entfernt.

   Was hiess uns unser grosses Pfund verschwenden,
   Dem Menschen reich und wunderbar verliehn?
   Nur Reste halten wir in Herz und Händen,
   Die Wenige zu hüten sich bemühn.

   Zuweilen klingt es auf aus Sängers Munde
   Und manchmal kündet es ein Bild aus Stein,
   Gemälde wissen ab und zu die Kunde
   Bisweilen schleicht sichs auch in Saiten ein,
   Die junge Mutter trällerts an der Wiege
   In kleinen Liedlein völlig unbewusst
   Und mancher rauhe, knorrig-ungefüge
   Und schlichte Mann trägts heimlich in der Brust.

   Aus all den Fünklein wieder Glut zu zünden,
   Auch wenn sie zag und spärlich erst entfacht,
   Feind allen alten, allen neuen Sünden,
   Das Morgenlicht nach langer tiefer Nacht,
   Dem Wollen seien freudig zugegeben
   Gesang und Bildwerk und der Worte Spiel,
   Dem Einzelnen, dem Volk, der Welt gegeben:
   Licht leuchte uns, Licht leuchte diesem Ziel.
 


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