Poetin    Maria    Schiffner

Zeitkritisches




            
       Der Hirte geht vorbei



        Jetzt ruht die Welt; die Vogelstimmen schweiten,
        Auch sonst berührt kein heller Laut das Ohr,
        Nur manchmal klingt der Grillen leises Geigen
        Aus bundtbesticktem Wiesengrund hervor.
        Die Skabiosen scheinen auch zu Träumen,
        Hell-lila Blütenköpfchen safnt geneigt,
        Verborgen ruhn die Vögel in den Bäumen,
        Sogar das Espenlaub ist still und schweigt;
        Nur Bienen summen um die Blütensterne
        Vielstimmig Liedlein voll Geschäftigkeit,
        Der Mittagsglocke Käuten, leise, ferne --- 
        Ach ja, die Menschenleben nach der Zeit ---
        Hier steht sie still; wie weiche blaue Seide
        Des Himmels Wölbung überm Wopfelrand;
        Kein einzig Wolkenschäflein ging zur Weide;
        Der Hirte hütet wohl in andrem Land?!

        Man fühlt: Sie harren, Bäume, Tiere, Blüten ...
        Es geht, das Herz in Liebe aufgetan,
        Der Hirt vorbei, zu hegen und zu hüten
        Und alles, alles rührt Sein Segen an.

    


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