Ein "geistiges" Fest
Der Dämmer sank, ich war allein -
Ein Lyrekband, ein Krug voll Wein
Des Geistes doppelschit'ge Gaben
Versprachen mir das Herz zu laben;
Gewiss ein stilles Fest zu drein.
Zu drein? Im sanften Kerzenlicht,
Ein wenig bleich im Angesicht,
Als ob ich sie beschworen hätte,
Wahr und wahrhaftig die Annette -
Ein Glas jedoch, das will sie nicht.
Und weiter blättert meine Hand
Worauf ich einen Rilke fand -
Da kommt er in gemess'nen Schritten
Durch die geschloss'ne Tür geschritten,
Vielleicht sogar durch meine Wand ...
So traten langsam, nach und nach,
Illustre Gäste ins Gemach;
Da dacht ich mir, du könntest wagen,
Jetzt eigne Verse vorzutragen;
Ich tat's sogleich und sprach und sprach ...
Erst langsam und beträchtllich bang,
Doch da ich merkte, es gelang,
Da wurde ich bedeutend dreister -
Im Kreise all der grossen Meister
Kein Laut, nur meine Stimme klang.
Da strich mir jemand über's Haar,
Wer? Ich erkannt's nicht eben klar,
Behutsam wie es schien und leise -
Und alles drehte sich im Kreise -
Gut, dass der Ein zu Ende war!